Die Themen von Morgen mit Andreas Kovar

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Wer jetzt? Demokratie im 21. Jhd.

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Der Public-Affairs-Berater Andreas Kovar erklärt wieso und wo Politik konstruktiver ist als gedacht und wie man Inhalte von gesellschaftlicher Relevanz findet. Hier lesen sie zwei Stichpunkte aus dem Gespräch. Am richtigen Fuß erwischt werden Kovar erzählt, dass seine Projekte und Kontakte oft aus Bestehendem gewachsen sind: „Fast immer hat eines zum nächsten geführt“. Ein Beispiel ist die Arena Analyse, eine Methode die das Ziel hat zukünftige gesellschaftliche, wirtschaftliche oder politische Entwicklungen zu identifizieren. Im Gespräch mit dem CEO der Post AG, fragte dieser 2003, wie können wir es verhindern, von großen Themen nicht am falschen Fuß erwischt zu werden? „Wir haben uns ein Jahr lang schlau gemacht. Wie gehen Institutionen wie Versicherungen, Militär, Kirchen oder Regieren mit strategischer Früherkennung um?“. Das Ergebnis ist vergleichsweise simpel, man muss mit Insidern reden. „Damit kann man zwar keine Zukunftsforschung betreiben, aber man weiß, was hier und heute passiert. Das ist aber nicht das, was in der Öffentlichkeit diskutiert wird“. Politik und Medien würden sich zwar gerne als Avantgarde und Vorreiter geben, in Wirklichkeit laufen sie aber immer gesellschaftlichen Entwicklungen hinterher. Seit 2006 wird einmal jährlich die Frage gestellt „Was blüht uns morgen?“, sagt Kovar. Eine Beobachtung, die ihm seit damals aufgefallen ist, ist das Tempo von Veränderungen: „Die Entwicklungen gehen nicht so schnell, wie man denkt, diese Langsamkeit ist erstaunlich. Klimawandel ist seit den 80er Jahren ein Thema, medial hat es aber erst vor zwei, drei Jahren richtig begonnen“. Praktisch gesehen fragt das Team 50-100 Expert*innen, welche Dinge sie aktuell beschäftigen, die in der Öffentlichkeit noch keinen Raum finden oder mehr Beachtung benötigen. Wie identifiziert man Menschen, die Themen von morgen identifizieren? „Wir versuchen ein Thema möglichst vielfältig anzugehen, um so blinde Flecken auszuschließen und keine Verzerrungen zu erleiden. Politiker sind ausgeschlossen, denn die erzählen was sie gerne erreichen würden. Auch Journalisten fragen wir nicht, denn die erzählen was in den letzten Wochen in den Medien diskutiert wurde“. Gute Beobachter, die keine Themen verkaufen wollen, fasst er zusammen. Konfrontation versus Kooperation Die aktuellste Ausgabe der Arena Analyse behandelt das Thema Konstruktive Politik. Dabei ist es nicht um die Frage gegangen wer konstruktive Politik betreibt, sondern welche Experten ein mehr oder weniger an Konfrontation und Kooperation bemerken. An den Orten abseits der politischen Großbühne, wo die tatsächliche Arbeit stattfindet. „Hätte man nur die Medien analysiert, wäre man zu dem Schluss gekommen, dass es sehr viel mehr Konfrontation gibt. Man hätte das auf die neue Regierung 2017 zurückgeführt oder auf die Wahl von Trump. Was in den Medien aber nicht steht, ist, dass es deutlich mehr Kooperation gibt“. Kovar erzählt, dass die Überlegung aufkam, ob dies nicht durch das eigene Verhalten verzerrt worden war. „Wir arbeiten an Lösungen, nicht am Verhindern. Daher sind wir auch oft mit Leuten in Kontakt, die Lösungen finden wollen“. Schlussendlich kam aber ein interessantes Fazit dabei heraus: Die Art der Konfrontation hat sich verändert. Politiker verschiedener Couleurs würden auch länderübergreifend zusammenarbeiten, während solche, die im selben Wählerteich angeln, sich schwerer tun. „Aber sogar das stimmt nicht immer. Auf regionaler Ebene wird ein konstruktives Umfeld sogar erwartet und auch belohnt“. Tendenziell lässt es sich konstruktiver arbeiten, je weniger man im Rampenlicht steht. „Im Spotlight ist es oft schwierig konstruktiv zu agieren. Wenn keine Kameras da sind, verhalten sich die Leute ganz anders“.