Ein Leben für die Republik mit Manfred Matzka

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Wer jetzt? Demokratie im 21. Jhd.

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Manfred Matzka war Jahrzehnte lang Sektionsleiter, er hat unter mehreren Bundeskanzlern den höchsten Beamten der Republik gestellt. Nach mehr als vier Jahrzehnten Staatsdienst blickt er zurück auf seine Karriere. Ein Gespräch über große und kleine Veränderungen, wie Entscheidungen hinter den Kulissen entstehen und was er in seinem neuen Buch „Hofräte Einflüsterer Spindoktoren“ an Beobachtungen und Entwicklung versammelt hat. Wirtschaft, Politik oder Verwaltung? Ranghohe Beamte müssen hohe Anforderungen erfüllen. Netzwerker mit umfassender Bildung, Führungskräfte, eine normale Sektion umfasst 100 Mitarbeiter, Rhetorik, Schreibtalent, Charisma und ein starkes Verständnis für das fachliche Fundament. Was bewegt eine Person mit diesen Qualifikationen sich in den Dienst des Staates zu begeben? Warum nicht beispielsweise in die Privatwirtschaft? „Ein Vorteil den ich immer gesehen habe, ist, dass man auf lange Sicht etwas machen kann. Es ist die Gefahr nicht da, dass man morgen rausgeschmissen wird und etwas Neues machen muss“. Das große Streben im Beamtentum sieht er jedoch woanders: „Der ganz große Vorteil ist, man kann etwas fürs Gemeinwesen gestalten. Wenn jemand mitgestalten will am Öffentlichen, in der Demokratie, im Staat, hat er zwei Optionen: Politiker werden oder in die Verwaltung gehen. Da ist die Verwaltung allemal die g’scheitere Option. Man ist zwar nicht so berühmt, aber man muss sich sehr viel weniger anpassen, anschmiegen, bücken“ In der Verwaltung habe ihn persönlich immer das Mitwirken und Beeinflussen fasziniert. „Auf der einen Seite mühselig, auf der anderen Seite aber auch schön, weil man Erfolgserlebnisse hat“. Diese Erfolge erscheinen von außen vielleicht nicht so spektakulär, er nennt das Beispiel der Beitrittsverhandlungen zum Schengen-Raum: „Das waren unendlich mühevolle Verhandlungen zum Grenzkontrollabbau, in Wien, in Brüssel, monatelang. Am Ende aber hat man dann das Erlebnis, dass die Grenzbalken weggetragen werden und man lehnt sich zurück und weiß: Ohne mich hätte das anders ausgesehen. Das ist eine Motivation, die einen lange dabeibleiben lässt“. Rollen im Wandel Auch die berühmten Politiker haben sich in ihrem Wesen verändert, erzählt Matzka. „Eine der entscheidendsten Veränderungen der letzten Dekaden war der Wechsel vom Gestalten wollen […] zu einer Haltung von ich möchte meine Position behalten“. Bei Amtsantritt sei der Minister gekommen und wollte etwas zum Guten im Sinne seiner politischen Vorstellungen verändern, sagt Matzka. Danach wurde das gut verkauft, damit er oder sie wiedergewählt wird. Heute zähle nur mehr das Behalten der Position: „Das Gestalten, das Verändern steht im Hintergrund, der Verkauf im Vordergrund. Politik, Ideologie, Werte, Vorstellungen werden nachgeordnet, haben nicht mehr diese Bedeutung und das spürt man“. Für all jene, die mit der österreichischen Struktur der österreichischen Ministerbüros nicht vertraut sind, Sektionschefs sind die ranghöchsten Beamten in einem Ministerium. Direkt dem Minister*in unterstellt, auf fünf Jahre bestellt, bleibt er bei Bestätigung im Amt bis zur Pension. Sie treffen zwar keine politische Entscheidung, haben bei der Umsetzung aber Macht, Spielraum und Expertise. Diese Position hat sich verändert in den letzten Jahren, sagt Matzka: „Das ist fast schon die Vergangenheit. Man hat zwischen den Minister und Sektionschef den Generalsekretär eingezogen, als politische Beamte“. Das habe die Sektionschefs geschwächt, weil sie den direkten Zugang zu den Ministern mitunter nicht mehr haben.