Mythos Filterblase mit Jakob-Moritz Eberl

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Wer jetzt? Demokratie im 21. Jhd.

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Die Macht der Medien sei überschätzt und (digitale) Filterblasen nichts Neues. Jakob-Moritz Eberl forscht an der Universität Wien über Zusammenhänge zwischen Medien, Politik und Demokratie. Wieso wir alle eine verzerrte Wirklichkeit wahrnehmen und wie das unser politisches Handeln prägt, hören Sie in dieser Folge von Wer jetzt. Lesen Sie hier zwei Stichpunkte. Nicht alle Aufmerksamkeit ist nützlich Wie beeinflusst Berichterstattung unsere Wahrnehmung von Politikern und Politikerinnen? Diese Frage stellte sich Eberl 2016 im Rahmen seiner Dissertation. Als Grundlage dient die Idee von „Media Bias“, neudeutsch für mediale Verzerrungen. Wo entstehen einseitige Tendenzen und wie wirkt das auf Konsument*innen von Nachrichten? Er fokussiert die Untersuchung auf drei Aspekte: „Ich habe mir die Sichtbarkeit von Kandidaten angesehen, die Bewertung, also positiver oder negativer, und als dritter Punkt den ‚Agenda Bias‘: Kommen Politiker bei den Themen zu Wort, bei denen sie eine Meinungsführerschaft haben, wo man weiß, dass man kompetent ist?“. Mit den Daten der Österreichischen Nationalen Wahlstudie AUTNES kann er diese Verzerrung tatsächlich nachweisen. Wenn ein Politiker in den Medien zu den eigenen Themen zu Wort kommen kann, wirkt sich das positiv auf die eigene Wählerschaft aus. Verstärkt wird dieser Agenda Bias noch in Kombination mit guter Sichtbarkeit und positiver Bewertung. „Wer sichtbar ist, wird als wichtiger und kompetenter wahrgenommen. Auch die Bewertung wird oft übernommen, wenn über einen Kandidaten positiv oder negativ geschrieben wird, übernimmt man dieses Framing oft“. Jemand der viel Platz in der Berichterstattung bekommt und noch dazu mit positivem Grundton, profitiert um ein Vielfaches mehr, als jemand der viel, aber negative Berichte bekommt. Eberl sieht darin die These von „There is no such thing as bad publicity“ widerlegt, denn viel schlechte Nachrichten würden Parteien sehr wohl schaden. Die Bewertung der Bewertung Woran macht man gute oder schlechte Berichterstattung aber fest? „Medieninhalte nach ihrer Bewertung zu beurteilen ist fast chronisch eines der schwierigsten Merkmale, das man festhalten kann“, sagt Eberl. Sowohl im Text selbst, als auch bei den wissenschaftlichen Mitarbeitern, die die Bewertung durchführen, können Fehlerquellen auftreten. „Es gibt genug Studien die zeigen, dass wenn man eher links orientiert ist, wird man eher einen negativen Bias gegenüber rechten Parteien haben und umgekehrt natürlich genauso“. Um das zu vermeiden, werden die sogenannten Codierer*innen am Anfang, zwischendurch und am Ende intensiv geschult, um dasselbe Verständnis von positiver oder negativer Tendenz zu haben und aufrecht zu erhalten. Einfache Beispiele sind Beschimpfungen in Leserbriefen oder klares Lob vom Koalitionspartner. Schwieriger wird es in (scheinbar) objektiveren Formaten wie einem Report oder einem Bericht. Abgesehen von deutlichen Formulierungen ist vor allem eines entscheidend: „Worüber berichtet ein Journalist, eine Journalistin überhaupt? Das sogenannte Gatekeeping, also die Entscheidung über zB. einen Sieg oder eine Niederlage überhaupt zu schreiben, ist etwas das Medien voneinander unterscheidet“. In der Themenauswahl können Bewertungen bereits mitschwingen, sagt Eberl. Wer jetzt Bio und Links Jakob-Moritz Eberl ist Kommunikationswissenschaftler an der Uni Wien und forscht zu Politik, Medien und Demokratie.