Achtsamkeit in der Politik mit Martina Esberger-Chowdhury

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Wer jetzt? Demokratie im 21. Jhd.

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Eine Entscheidung treffen, statt zu reagieren: Das geht mit bewusstem Leben. Die Achtsamkeitsberaterin im Gespräch mit Philipp Weritz über die Wissenschaft hinter Meditation, was sie Kritikern sagt und warum sie gerne mit Alexander van der Bellen auf einen Kaffee gehen würde. Esberger-Chowdhury war in einer klassischen Konzernkarriere gestartet und fand dort anfangs noch Erfüllung. „Wer keinen Sinn in seiner Arbeit findet, der ist auch nicht exzellent“, sagt sie. Trotzdem war immer eine Art Leere vorhanden. Seit der Kindheit hatte sie erste Erfahrungen mit Meditation und bewusstem Leben gemacht: „Es hieß damals vielleicht nicht Achtsamkeit, sondern Bewusstseinserweiterung oder bewusst Leben“. Damit war die Saat gelegt. Nach der Ausbildung stieg sie in der Pharmabranche und in das Hamsterrad ein. „Karriere machen, Kinder kriegen, Eigentum anschaffen. Man ist mit den Gedanken überall, außer in der Gegenwart. Zum Glück gibt einem das Leben immer Stupser“. Die Sinnfrage wurde wieder lauter, ausgehend von den Gedanken, was mache ich eigentlich da? 2013 steigt sie aus mit der Erinnerung an die Kindheit. „Sich die Sinnfrage zu stellen, ist ein ewiger und langsamer Prozess. Ich bin heute immer noch nicht dort, wo ich gern sein würde“. Meditieren im Parlament Achtsamkeit beginnt immer beim Einzelnen, sagt Esberger-Chowdhury. Das gilt besonders für Politikerinnen und Politikern die davon profitieren können. „Wenn man sich selber besser kennt, wenn man seine Gedankenwelt erforscht und wenn man seine Emotionen kennt und in Schach halten kann! Wenn ich weiß, wie ich verantwortungsvoll damit umgehe, dann bin ich achtsam“. In der Hektik und dem Lärm des politischen Tagesgeschäfts werde oft vergessen, dass auch die Vertreter*innen des Volks nur Menschen sind. „Es muss jetzt nicht jeder Politiker anfangen, zu meditieren, das ist eine persönliche Entscheidung“. Aber das Bewusstsein, Dinge sein zu lassen, zu ruhen und aktiv „nichts“ zu tun, ist vor allem in dieser Branche nicht gern gesehen. Wie kann das in deren Alltag ganz konkret umgesetzt werden? „Bei Politikern ist wichtig zu vermitteln, dass wenn sie sich besser spüren, dann agieren sie anders“. Das habe mit der Tendenz zur Reaktion zu tun, mit negativen Angriffen und mit der Ruhelosigkeit. Achtsamkeit bringt eine Nähe zur Gesellschaft, zum Team, mit dem man sich umgibt. Die „weichen“ Themen wie Empathie und Mitgefühl würden so auch wieder stärker zum Thema werden.