Akademie der Zivilgesellschaft mit Brigitte Pabst

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Wer jetzt? Demokratie im 21. Jhd.

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Ehrenamt will gelernt sein Ein Gründungsservice für Freiwilligenprojekte, beschreibt Pabst die Akademie der Zivilgesellschaft in einem Satz. Die Idee kam gemeinsam mit den Flüchtlingen im Sommer 2015: „Alle hatten den Wunsch zu helfen! Nicht nur als Bewohner Wiens, sondern auch als Wiener Volkshochschulen dachten wir nach, wie wir das bewerkstelligen“. Statt der direkten Umsetzung von Ideen blieb die VHS bei dem, was sie am besten kann, nämlich der Bildung. Statt einen Kochkurs zu veranstalten, wird unterrichtet, wie man einen Kurs organisiert: Projektmanagement, Teamkoordination, Teamleitung, Zeitmanagement und Kontakte sind die Inhalte. „Bei jedem neuen Projekt denken wir nach welches Magistrat, welcher Verein oder Institution könnte helfen? Wir vernetzen diese Menschen, damit das nicht voneinander abgelöst ist“. Der erste Lehrgang begann 2016: „Pionierphasen sind immer stressig und cool. Es gab so viel Nachfrage, dass wir zwei Stück parallel gestartet haben“. Auch das Programm hat sich seit damals differenziert, heute sind die Kurse zweigeteilt: „Die eine Gruppe entwickelt ihre Ideen von Null weg, der nächste Kurs baut darauf auf. Fortgeschrittene Gründer können ihre bestehenden Projekte reorganisieren und vermischen sich mit Menschen aus dem ersten Kurs“. Landleben und Kommerz Bei den Projekten geht es um echte Partizipation, parteipolitische Nähe ist nicht erwünscht. „Ich komme aus dem Dorf, und wenn man etwas haben wollte, dann musste man das machen. Egal ob ein Ball, ein Kräutergarten, eine Bank. Es gab keine Stelle wo wir anrufen konnten und sagen ‚Macht das bitte!‘, sondern man musste es selbst machen“. Einer der Vorteile vom Leben am Land, wie sie sagt. „Es wird gesehen, man bekommt Anerkennung, weil ich das tun kann und tun muss“. Das ist auch das Schöne am Ehrenamt im Einzelnen. Jemand der in einer Masse aufgehen möchte, kann sich immer noch in einer großen Freiwilligenorganisation betätigen. „Wir sprechen aber Gründungspersönlichkeiten an. Wir möchten die, die in ihrem Grätzl trockene Bäume sehen, und fragen, wie können wir die gießen oder neue Bäume besorgen“. Die Auswahl der Bewerber ist streng, was die Abgrenzung zu kommerziellen Zielen angeht. „Im ersten Lehrgang hatten wir Leute dabei, die das aus einem kommerziellen Zweck betrieben haben. Sie wollten ihre Informationen nicht teilen, weil das einen Geschäftsvorteil darstellt. Die ehrenamtlichen Teilnehmer gingen großzügig mit Informationen um, was die Gruppe stärkte“. Seitdem werden solche Bewerber nicht mehr zugelassen. Erlaubt, verboten, erwünscht „In unserer Kultur ist das Denken, was nicht erlaubt ist, ist verboten, leider. Man sollte denken erlaubt ist alles, was nicht verboten ist. So ticken wir nicht und es gibt aber viele Menschen, die gerne etwas tun wollen“. Das ist ein Grunddilemma in der Haltung vieler, die sich mit eigenen Projekten beschäftigen oder mit Ideen für Freiwilligenarbeit spielen. Pabst erzählt von einer Gruppe von 70-jähriger Damen, die an einem Café arbeiten wollten, aber sich einfach nicht als Gründerinnen sahen. Die fertigen Ideen reichen von Stammzellenspenden, Straßenkunst, Pflege, Ernährung, Nachbarschaft zu Flüchtlingen und vielem mehr. „Der soziale Ansatz war zwar der Start aber nie der alleinige Fokus. Im Anschluss kamen Demokratie, Kultur, Bildung, jetzt ist Ökologie ein Thema. Es gibt uns noch nicht lange, aber trotzdem merken wir Moden“. Die einzigen inhaltlichen Voraussetzungen sind nicht kommerziell und es die Förderung zum guten Zusammenleben in Wien beitragen. Gut ist subjektiv, das weiß Pabst, aber da die Stadt Wien das finanziert, müssen die Früchte der Arbeit lokal spürbar sein.