«In Afghanistan weiss man gar nicht mehr was Frieden ist»

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Die USA beenden ihren längsten Kriegseinsatz. Schon während sich die Truppen zurückziehen, kämpfen die alten Machthaber erbittert um Kontrolle. Auf der Strecke bleiben Errungenschaften wie Frauen- und Menschenrechte. Die Bevölkerung sehnt sich nach Ruhe – von Frieden aber wagt sie nicht zu träumen. Unzählige Menschen kennen nichts anderes als Flucht vor Gewalt. So wie Shekiba und Agha Mohammed und ihre vier Kinder. Zu sechst auf einem Motorrad konnten sie sich vor Gefechten der Regierungstruppen und der Taliban retten. Lieber eine Taliban-Herrschaft als wieder ein Bürgerkrieg, sagen viele der intern Vertriebenen. Die USA werden spätestens im September ihre Truppen zurückgezogen haben. Dann sollen die Friedensverhandlungen in Doha zwischen den verschiedenen Interessensgruppen weitergehen. Doch es sind dieselben Leute, die sich früher bekriegten, die heute über Frieden verhandeln. Die 29jährige Zarifa Ghafari hat genug von diesen alten Figuren. Sie seien Teil des Problems, nicht der Lösung. Ghafari ist Bürgermeisterin in einer Provinz, welche die militant-islamistischen Taliban kontrollieren und hat in ihrem jungen Leben bereits drei Mordanschläge der Taliban überlebt. Doch mehr als vor dem Tod, fürchtet sich Ghafari davor, zu wenig zu erreichen im Kampf gegen die patriarchalen Strukturen des Landes. Besonders die Frauen bezahlen einen hohen Preis, denn immer wieder werden Richterinnen, Journalistinnen und Politikerinnen getötet. Bevor die USA in Afghanistan einmarschierten, hatten die Frauen kaum Rechte. Die neuen Errungenschaften stehen jetzt wieder auf dem Spiel, wenn sich der Westen aus dem Land zurückzieht. Nachdem unser Korrespondent vor zwei Jahren schon die Rolle der Taliban in einem künftigen Afghanistan beleuchtete, hat er das geschundene Land erneut besucht und nun nach der Rolle der Regierung gefragt.