Was nützen Impfungen gegen Viren? 2011

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Immunologie (SD 640)

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Innerhalb des zurückliegenden Jahrhunderts hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung in Mitteleuropa mehr als verdoppelt. Die erfolgreiche Bekämpfung von Infektionskrankheiten durch Bakterien und Viren hat hierzu wesentlich beigetragen. Die effektivste Form der Prävention von Viruskrankheiten besteht in der konsequenten Immunisierung durch Impfungen. Entsprechend den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut gibt es ein Standard-Impfprogramm, zu dem die Prävention von spinaler Kinderlähmung, von Masern, Mumps und Röteln, von Grippe, Hepatitis B und Windpocken gehört. Ferner gibt es beruflich veranlasste Impfungen, Impfungen vor Reisen in Risikogebiete, Indikationsimpfungen aus spezifischen medizinischen Gründen, notwendige Auffrisch-Imfpungen und Impfung nach Exposition durch gefährliche Erreger. Durch Impfprogramme können Viruskrankheiten ausgerottet werden. So verschwanden die Pocken im Jahr 1978 nach einem konsequenten weltweiten Impfprogramm. Die nächste Gruppe von Viren, die durch Impfung ausgerottet werden wird, sind die Erreger der Poliomyelitis (spinalen Kinderlähmung). Auch wenn das weltweite Impfprogramm unter Anleitung der Weltgesundheits-Organisation wegen politischer und religiöser Vorurteile zunächst aufgehalten wurde, dürften in wenigen Jahren die Viren gänzlich verschwunden sein. Entscheidend bleibt, dass bis zum endgültigen Erfolg mit den Bemühungen nicht nachgelassen wird. Eindrucksvolle Erfolge konnten in der Bekämpfung der Hepatitis B durch einen rekombinanten (gentechnisch hergestellten) Impfstoff erreicht werden. Die Erkrankung ist zwischenzeitlich in Deutschland selten geworden. Da Hepatitis B-Virus ein entscheidender Risikofaktor für Leberzell-Krebs ist, konnte auf diesem Weg der Leberzell-Krebs weltweit zurückgedrängt werden. Ein besonders erfolgreiches Programm zeichnet sich mit der Entwicklung von Papillomvirus-Impfstoffen ab. Zu Beginn der 1970er Jahre entwickelte Prof. Harald zur Hausen am Virologischen Institut in Erlangen erstmals die Idee, dass Papillomviren Ursache des Gebärmutterhals-Krebses und einer Reihe von weiteren genitalen Tumoren sind. In den Folgejahren konnte er dies experimentell belegen, und hierfür erhielt er 2008 den Nobelpreis für Medizin. Die zwischenzeitlich weltweit angewandten Impfstoffe gegen Papillomviren sind die beste Waffe in der Bekämpfung dieser verbreiteten Tumorkrankheiten. Immerhin gibt es auch Bereiche, in denen bislangkein Impfstoff entwickelt werden konnte. Hierzu zählen vor allem die menschlichen Immundefizienzviren, die Erreger von AIDS. Aufgrund inhärenter biologischer Probleme scheinen alle Versuche, mit konventionellen Methoden AIDS-Impfstoffe zu entwickeln, nicht von Erfolg begleitet. Auch dieses Beispiel zeigt, dass langfristig nur breit angelegte Grundlagenforschung in der Virologie die gewünschten Erfolge zeitigen kann.